Tschudi Lill

1911 Schwanden - 2004 Schwanden

Linolschneiderin und Aquarellmalerin. Sgraffito.

Lill Tschudis Interesse am Linolschnitt wurde bereits in ihrer Schulzeit geweckt. Ihre Ausbildung in diesem Medium und im Aquarellieren erhielt sie dann von 1929 bis 1930 an der Grosvenor School of Modern Art in London bei Claude Flight und Edith Lawrence. Von 1931 bis 1933 besuchte sie während je zwei Monaten pro Jahr Kurse bei André Lhote und Gino Severini an der Académie Ranson sowie bei Fernand Léger an der Académie Moderne in Paris.

In Grossbritannien, den USA und Australien war Tschudi schon in den 1930er Jahren eine geschätzte Künstlerin und mit Werken in Museen vertreten, so unter andere mit einem stattlichen Konvolut von 118 Blättern im Metropolitan Museum in New York . In der Schweiz wird ihr Oeuvre erst langsam entdeckt.

So zum Beispiel mit der Ausstellung "Lill Tschudi - die Faszination des modernen Linolschnitts", Graphische Sammlung ETH Zürich, 01.12.2021 - 13.03.2022.
Dem Ausstellungsflyer ist folgender Text entnommen:

Technik, Tempo und Telefon – das war die moderne Welt, wie sie Lill Tschudi (1911–2004) in den grossen europäischen Metropolen erlebt hatte. 1929 ging die Glarner Kaufmannstochter nach London, um an der Grosvenor School of Modern Art eine künstlerische Ausbildung zu geniessen. Bald machte sich die talentierte Künstlerin mit ihren Farblinolschnitten einen Namen. In den 1930er- und 1940er-Jahren erlangte sie innerhalb der Modernist British Printmaking-Bewegung grosse Bekanntheit im
angelsächsischen Raum, die bis heute anhält. Das Metropolitan Museum in New York besitzt ein stattliches Konvolut von 118 Blättern, ihre Werke werden an Auktionen in England und Australien nach wie vor erfolgreich angeboten und verkauft. In ihrer Schweizer Heimat jedoch ist sie weitgehend in Vergessenheit geraten. Die Ausstellung in der Graphischen Sammlung und der begleitende Katalog präsentieren Tschudis ikonische Werke aus dem eigenen Bestand zusammen mit Leihgaben aus dem In- und Ausland. Die Auswahl wirft neues Licht auf die grosse Meisterin des Linolschnitts.

Sport und Jazz, pulsierendes Grossstadtleben neben beschaulichen Szenen aus der ländlich geprägten Schweiz, aber auch Eindrücke aus dem Frauenhilfsdienst während des Zweiten Weltkrieges – das thematische Spektrum ist bei Lill Tschudi eindrücklich, die technische Brillanz sucht ihresgleichen. Im Zuge der umfassenden Recherchen zu ihrem Werk wurden erstaunliche Funde gemacht. Einblicke in private Sammlungen und in den Nachlass der Künstlerin erlauben es, das Spektrum der bekannten Linoldrucke um bislang unbekanntes Material wie Vorzeichnungen, Ölbilder, Skizzenbücher sowie Druckplatten aufzuspannen. Dazu sind auch Beispiele von angewandter Graphik, z.B. Entwürfe für Plakate oder Stoffmuster zu zählen. Tschudi hat in Paris bei Fernand Léger (1881–1955) «publicité» studiert und sich eine Zeit lang intensiv mit Werbung beschäftigt. Besonders hervorzuheben ist ausserdem ein neu entdecktes Album: in Form eines Leporellos hat hier die Künstlerin Motive aus der damals schillernden Welt der Illustrierten gesammelt, eingeklebt und damit einen eigentlichen Bildfundus angelegt. Diese Trouvaille kann als Schlüssel zum bewegten Leben und Schaffen dieser aussergewöhnlichen Frau bezeichnet werden. Auch wenn ihre Biographie in der damaligen Zeit eine Ausnahmeerscheinung war, so wird dennoch klar, dass es in der Schweiz damals begabte Künstlerinnen gab, die mit ihrem unbeugsamen Willen unbeirrt ihren schöpferischen Weg verfolgten.

Kuratorenteam: Alexandra Barcal, Graphische Sammlung ETH Zürich, und Marcel Just, Gastkurator

Weitere biographische Informationen bei sikart.ch

Fixing the Wires

1932
Farb-Linolschnitt auf feinem Papier
Druck: unregelmässig 32.9 x 22.9 cm
Papier: unregelmässig 35 x 25.7 cm
Auflage: Eines von 50 Exemplaren

signiert unten in Bleistift
Druckbezeichnung unten in Bleistift

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